Das vorliegende interdisziplinäre Gutachten wurde vom ZDF-Verwaltungsrat initiiert. Es soll aufzeigen, wie das ZDF künftig unter den Bedingungen der digitalen Transformation seinen Auftrag besser erfüllen kann. Besonders begrüßenswert: Die Gutachter*innen messen dem Thema Offenheit große Bedeutung bei. Sie empfehlen die freie Lizenzierung möglichst vieler Inhalte durch den Abbau rechtlicher Hürden. Damit greift das Gutachten eine zentrale Forderung von Wikimedia Deutschland und des Wikipedia-Projekts „Wiki Loves Broadcast” auf. Zwischen den Wikipedianer*innen, der Sendung Terra X vom ZDF und Wikimedia Deutschland gibt es seit Jahren ein Kooperationsprojekt, bei dem freie Inhalte für die Wikipedia, andere freie Lernumgebungen und den Schulkontext zur Verfügung gestellt werden. Das Gutachten nennt dies Kooperation ausdrücklich als Beispielprojekt. Es ist sehr erfreulich zu sehen, dass die Bedeutung von öffentlich-rechtlichen Inhalten unter freier Creative-Commons-Lizenz zunehmend erkannt wird.

Warum ist das wichtig?

Öffentlich-rechtliche Inhalte, die unter freien Lizenzen veröffentlicht werden, ermöglichen es, dass Informationen für alle zugänglich und nutzbar sind – ohne rechtliche Hürden oder finanzielle Barrieren. Das fördert den freien Wissensaustausch und die Weiternutzung, etwa in der schulischen Bildung. Dies ist ein zentraler Baustein für eine offene und demokratische Gesellschaft. In dem Gutachten heißt es dazu:

Offen zur Verfügung gestellte Inhalte und Software können dazu beitragen, digitale Öffentlichkeiten und die Zukunftsfähigkeit eines diversen Mediensystems zu stärken.
Das Podium bei der Vorstellung der Potenzialanalyse im Zollernhof: Moderator Wulf Schmiese, die Autorinnen und Autoren Prof. Christina Elmer, Prof. Dr. Leyla Dogruel, Prof. Dr. Tobias Gostomzyk, Prof. Dr. Katharina de la Durantaye, Prof. Dr. Frank Lobigs, ZDF-Intendant Dr. Norbert Himmler und die ZDF-Verwaltungsratsvorsitzende Malu Dreyer (v.l.n.r.)
Das Podium bei der Vorstellung der Potenzialanalyse im Zollernhof: Moderator Wulf Schmiese, die Autorinnen und Autoren Prof. Christina Elmer, Prof. Dr. Leyla Dogruel, Prof. Dr. Tobias Gostomzyk, Prof. Dr. Katharina de la Durantaye, Prof. Dr. Frank Lobigs, ZDF-Intendant Dr. Norbert Himmler und die ZDF-Verwaltungsratsvorsitzende Malu Dreyer (v.l.n.r.)

Wikimedia Deutschland und Wiki Loves Broadcast setzen sich seit Langem dafür ein, dass öffentlich-rechtliche Wissens- und Bildungsinhalte unter freier Creative-Commons-Lizenz veröffentlicht werden. Das erhöht nicht nur die Reichweite und Nutzbarkeit dieser Inhalte. Denn frei lizenziert können sie in das freie Medienarchiv Wikimedia Commons und in die Wikipedia eingehen und dann frei weiter genutzt werden. Das fördert auch die Kreativität in unserer Gesellschaft und leistet außerdem einen wichtigen Beitrag gegen Desinformation.

Die Rolle der Ehrenamtlichen

Die Arbeit der Wikipedia-Ehrenamtlichen bei Wiki Loves Broadcast ist dabei ein essentieller Baustein. In gemeinsamen Projekten mit Wikimedia Deutschland kooperiert Wiki Loves Broadcast seit Jahren erfolgreich mit prestigeträchtigen Formaten der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten wie der bereits genannten Wissenssendung Terra X oder auch der tagesschau (ARD). Diese Projekte unterstreichen den Mehrwert von frei nachnutzbaren Wissens- und Bildungsinhalten für Schule und Gesellschaft. Dafür bieten die Ehrenamtlichen unter anderem Schulungen für öffentlich-rechtliche Redaktionen und Distributions-Teams an, sichten mögliche Inhalte und verantworten die Einbindung der Videos in relevante Wikipedia-Artikel. Gemeinsam mit der Redaktion von Terra X wurde Wiki Loves Broadcast 2021 dafür mit der WikiEule ausgezeichnet.

Unsere Lieblingsstelle im Gutachten

Im Gutachten heißt es: “Wichtig ist, die Rechte für eine Verwertung unter freien Lizenzen vor Aufnahme der Produktion einzuholen. Die Möglichkeit, die Inhalte unter freien Lizenzen zu veröffentlichen, sollte daher integraler Bestandteil der Konzeptualisierung von Produktionen sein. Das ZDF sollte anstreben, das Portfolio an freien Inhalten sukzessiv zu vergrößern. Dabei sollte es für die zukünftige Rechteklärung Prozesse entwickeln, die „Open Content“ als Standard setzen und unterstützen. Diese Prozesse sollten alle Phasen der Konzeption, Produktion und Verwertung betreffen – von der Entwicklung des Konzepts und anderen Elementen der Vorproduktion bis zur Produktion, Primärverwertung und nachgelagerten Nutzung für Bildungszwecke und auf Wikipedia und vergleichbaren Angeboten.”

Wenn das ZDF diese und ähnliche Empfehlungen umsetzt hieße das: Mehr hochwertig produzierte Wissensinhalte können über die Ausstrahlung hinaus in freien Wissensprojekten wie der Wikipedia weiterleben und auch in anderen Kontexten wie in der Bildung genutzt werden. Abzuwarten bleibt nun, wie der Sender mit dem Gutachten umgeht und ob er die Vergütung der Kreativen angemessen anpasst und die freie Lizenzierung von Wissens- und Bildungsinhalten die Regel wird. Das Gutachten des ZDF ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Wir hoffen, dass es zu weiteren Diskussionen und konkreten Maßnahmen führt, um den Zugang zu Wissen und Bildung für alle zu verbessern.

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