Als offizieller Partner des Wissenschaftsjahres 2014 zum Thema Digitale Gesellschaft ist Wikimedia Deutschland in Kooperation mit der Open Knowledge Foundation Deutschland mit einem Exponat auf der MS Wissenschaft beteiligt, deren Austellung dieses Jahr den Titel Digital Unterwegs trägt. Beide Organisationen wollen damit auf die Bedeutsamkeit von Freien Inhalten in der Wissenschaft, aber auch im Alltag aufmerksam machen. Dies ist ein Gastbeitrag von Daniel Mietchen, Wissenschaftler am Museum für Naturkunde in Berlin und aktiver Wikimedianer, der die Konzeption des Exponates begleitet.
Bei Hochwasser ist es für Anwohner, Kommunen und die Katastrophenschutzorganisationen wichtig, regelmäßig aktualisierte Pegelstände einsehen zu können, wie hier für Dresden. Zu Pegelspitzenzeiten besteht auch erhöhter Bedarf an teils sehr detaillierten Modellrechnungen, die zum Beispiel mögliche Deichbrüche einkalkulieren, um Hilfsmaßnahmen vorbereiten, trainieren und durchführen zu können. Bei Pegelspitzen gemessene Durchflusswerte wiederum dienen als Anhaltspunkte für langfristige Planungen hinsichtlich des Hochwasserschutzes wie den Bau oder Rückbau von Dämmen.
Da all dies so offensichtlich nützlich ist, liegt es nahe, dass mit öffentlichen Geldern erhobene Daten – ob zu Verwaltungs-, Verkehrs- oder Wissenschaftszwecken – routinemäßig öffentlich verfügbar sein sollten. Das ist bisher allerdings kaum der Fall, und insbesondere echtzeit-nah veröffentlichte Daten sind eine Ausnahme. Noch seltener sind Datensätze frei nachnutzbar – zum Beispiel, um Pegelstände mit Niederschlagsmessungen oder Immobilien- mit Verkehrsdaten zu kombinieren.
Wikimedia Deutschland und die Open Knowledge Foundation Deutschland haben es sich zur Aufgabe gemacht, Freies Wissen und die Bereitstellung und Nutzung offener Daten in Deutschland zu fördern. Ein Themenbereich, in dem wir hier besonderen Handlungsbedarf sehen, ist die Wissenschaft, deren Arbeitsabläufe samt erhobener Daten kaum in frei nachnutzbarer Form zur Verfügung stehen – noch nicht einmal für den kleinen Teil, der formell publiziert wird.
Einer mehr als 10-jährigen Tradition folgend, wird sich Anfang Mai wieder das Ausstellungsschiff “MS Wissenschaft” von Berlin aus auf eine halbjährige Reise über die Wasserstraßen Deutschlands und Österreichs begeben, um die interessierte Öffentlichkeit zwischen Bremen, Saarbrücken und Wien über Aktivitäten an der Schnittstelle von Wissenschaft und Gesellschaft zu informieren. Das Motto lautet dieses Mal “Digital Unterwegs”, in Anlehnung an das Wissenschaftsjahr 2014, welches der “Digitalen Gesellschaft” gewidmet ist, also der Auseinandersetzung mit zunehmend elektronischen Kommunikationsformen, der damit einhergehenden Vernetzungen und deren Auswirkungen auf das Gemeinwesen.
Eine Beteiligung an der Ausstellung war bislang den Hochschulen und etablierten Wissenschaftsorganisationen vorbehalten, doch dieses Jahr sind die Open Knowledge Foundation Deutschland und Wikimedia Deutschland gemeinsam mit einem Exponat vertreten, welches in einem Teil den Nutzen offener Nahverkehrsdaten demonstriert und im anderen Teil zur Erkundung Freien Wissens in der Wikipedia rund um die Fahrtroute der “MS Wissenschaft” einlädt.
Ziel unserer Beteiligung ist es, in der Debatte um die Digitalisierung der Gesellschaft und der Wissenschaft im besonderen das Augenmerk auf die Chancen zu lenken, die sich durch veränderte Kommunikations- und Vernetzungsmuster bieten: Dialog und Zusammenarbeit zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Akteuren kann und muss gefördert werden – unabhängig von örtlichen und zeitlichen Gegebenheiten und über die Fachgrenzen hinaus.
Wenn dem freien Fluss von Wissen Grenzen gesetzt werden, funktionieren diese Vernetzungs- und Austauschprozesse nur bedingt. Daher setzen wir uns dafür ein, dass sich Freies Wissen in unserer Gesellschaft ungehindert entfalten kann, in Wikimedia-Projekten ebenso wie in der Wissenschaft.
Wir hoffen, dass diese Themen sowohl bei etablierten Akteuren aus Wissenschaft und Forschung als auch bei der breiteren Öffentlichkeit auf Interesse stoßen und freuen uns, unsere auf digital ermöglichter Offenheit fußenden Erfahrungen, Perspektiven und Ideen in den gesellschaftlichen Diskurs des Wissenschaftsjahres zur Digitalen Gesellschaft einbringen zu können.