So graust es einen Historiker auch, wenn er sieht, wie Informatiker massenweise ihre Fachausdrücke aus dem Englischen übernehmen und allenfalls oberflächlich eindeutschen. Archiv, Referenzen, Quellen… entsprechend geraten beide Gruppen sich gern in die Haare, wenn sie aus obskuren Gründen zur Zusammenarbeit gezwungen sind. Zum Beispiel, wenn sie gemeinsam an einer Enzyklopädie schreiben.
Problematisch wird es spätestens dann, wenn der Sinn nicht mehr deutlich wird. Manchmal löst man sogar nach angelsächsischem Vorbild Probleme, die man ohne angelsächsischen Einfluss gar nicht hätte. Im Schulprojekt der Wikimedia Deutschland sprach ein Teilnehmer beispielsweise davon, wie er Lehrern und Schülern den Unterschied zwischen “frei wie in Bier” und “frei wie in Redefreiheit” verdeutlicht.
Als ich vor Jahren auf diesen berühmten Unterschied stieß, war ich verwirrt und fragte schließlich einen Amerikaner. Dieser war in fremden Sprachen bewandert und erklärte mir:
“Ziko, das kannst du getrost vergessen. Im Englischen denken die Leute bei dem Wort ‘free’ automatisch an ‘kostenlos’. Darum machen wir den komplizierten Umweg mit dem Freibier und der Redefreiheit: ‘free as in beer’ und ‘free as in speech’.”
Man könne genausogut von kostenlosem Sauerkraut sprechen, und mit Redefreiheit hätten unsere freien Lizenzen auch nicht direkt zu tun. Der Amerikaner – es war übrigens Chuck Smith – beglückwünschte mich dazu, dass die deutsche Sprache das Problem so nicht kenne. Daher habe ich in Darstellungen zur Wikipedia oder zu Freiem Wissen das Bier/Redefreiheit-Sprachbild stets weggelassen.
Natürlich: Selbsterklärend ist das Wörtchen “frei” damit noch lange nicht. Jedenfalls können und sollen wir damit anders umgehen als die bedauernswerten Angelsachsen.