Eine geballte Ladung engagierter Unterstützer Freien Wissens kam aus aller Welt vom 3.-5. April anlässlich der ersten Wikimedia Conference in den Berliner T-Labs und der c-base zusammen. Die Konferenz umfasste drei parallel laufende Veranstaltungen:
- das Entwicklertreffen (über das Daniel bereits hier im Blog berichtete),
- das Meeting des Board of Trustees der Wikimedia Foundation sowie
- das Chapters Meeting.
Gemeinsam mit Alice Wiegand hatte ich das Vergnügen als Vertreterin des Vorstands von Wikimedia Deutschland hautnah beim Chapters Meeting dabei zu sein. An dieser Stelle nun ein kleiner Bericht und ein paar persönliche Eindrücke meinerseits.
Was sind eigentlich Wikimedia Chapter? Und was hat es mit dem Chapters Meeting auf sich? Die Chapter sind unabhängige Organisationen, die dazu dienen, die Idee des Freien Wissens durch die Wikimedia Projekte (wie z.B. die Wikipedia) in einem bestimmten Land zu fördern und zu unterstützen. Derzeit existieren weltweit 22 Chapter. Der Verein Wikimedia Deutschland ist das deutsche Chapter. Seit 2008 findet einmal im Jahr das Chapters Meeting statt. Ziel des Treffens ist es, die Chapter der verschiedenen Länder zusammenzubringen, um ihnen so Gelegenheit zu geben, ihre Erfahrungen bezüglich der Arbeit für die Wikimedia Bewegung auszutauschen, Idee zu diskutieren und gemeinsam Pläne zu schmieden, wie die Förderung Freien Wissens weiter vorangetrieben werden kann.
Nachdem die Repräsentanten der Chapter bei ihrem ersten Treffen (2008) in Nijmegen (Niederlande) zusammenkamen, übernahm dieses Jahr Wikimedia Deutschland die Gastgeberschaft. Dank der Unterstützung verschiedener Chapter ist es gelungen, Vertreter aller existierenden Chapter nach Berlin zu holen. Den weitesten Anreiseweg hatten dabei Patricio und Carlos als Repräsentanten des Argentinischen Chapters (11.900 km), Arief und Revo Arka Giri (Wikimedia Indonesia: 10.800 km) sowie Thomas & Alexandre von Wikimedia Brasil (10.000 km).
Viele fleißige Helfer sorgten im Vorhinein und während der Veranstaltung dafür, dass sich die 60 Teilnehmer rundum wohlfühlten und den Kopf frei hatten für den Austausch, anregende Gespräche und Diskussionen mit den anderen Chapter. An dieser Stelle noch mal ein dickes Dankeschön an das Orgateam!
Die Veranstaltung hielt was sie versprach. Während und zwischen den angebotenen Vorträgen und Workshops (zu Themen wie Fundraising, Beziehungen zwischen den Chaptern, Kommunikation & Marketing etc.) boten sich den Teilnehmern vielerlei Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch und zur Entwicklung neuer Ideen.
Es war spannend zu erfahren, wie die Chapter in den verschiedenen Ländern aufgestellt sind, mit welchen Herausforderungen sie sich konfrontiert sehen und welche Pläne sie für die Zukunft haben. Bedingt durch unterschiedliche Rahmenbedingungen und vor allem den Zeitraum des Bestehens befinden sich die Chapter in sehr unterschiedlichen Entwicklungsstadien – angefangen vom frisch gegründeten New Yorker Chapter (2009), über Wikimedia Taiwan und Wikimedia Russia (2007) bis hin zu alten Chapter-Hasen wie Frankreich und Deutschland (2004). Wikimedia Deutschland als ältestes und größtes Chapter nimmt in vielerlei Hinsicht eine besondere Rolle ein. So waren wir Ideenlieferant für Initiativen und Projekte (z.B. Wikipedia Academy, Gesichtete und geprüfte Versionen ), die bereits von anderen Chaptern (z.B. Wikipedia Academy in Schweden) aufgegriffen und ebenfalls erfolgreich umgesetzt wurden. Die Möglichkeit Projekte zu entwickeln und zu realisieren ist sicherlich nicht zuletzt auf unsere professionalisierte Organisationsform und der Spendenbereitschaft unserer Unterstützer zurückzuführen. Ein spannendes Gegenbeispiel zur klassischen Vereinsorganisation stellte die von Thomas und Alexandre (Wikimedia Brasil) mit viel Leidenschaft propagierte Ideen eines „movement of autonomous volunteers“ also eines organisationsfreien Chapters dar.
Interessant war zu beobachten, dass die Themen, die die Chapter beschäftigen (z.B. Wie motiviert man die Freiwilligen? Wie geht man mit der Presse um?) oftmals sehr ähnlich sind. Erst bei genauerem Hinsehen ergeben sich, in Abhängigkeit vom Entwicklungsstand der jeweiligen Organisation, doch ganz unterschiedliche Herausforderungen.
Die drei Tage intensiven Austauschs und persönlichen Kennenlernens haben sich gelohnt. Auch wenn bei vielen Diskussionsthemen eine Einigung noch aussteht – was bei der Vielzahl an verschiedenen Kulturen wohl kaum verwundert – hat die Konferenz dazu beigetragen, die Verbindung zwischen den Mitgliedern der weltweiten Wikimedia Bewegung zu stärken und den Weg für die weitere Zusammenarbeit zur Realisierung unserer gemeinsamen Vision bereitet. Um der Analogie von Jimmy Wales “Wikimedia: The Red Cross of Information” wirklich gerecht zu werden, liegt noch einiges an Arbeit vor uns.
Bilder: Elya und Raymond
Habe den Beitrag entsprechend geändert. Der Spruch “What the Red Cross is for health, the wikimedia Movement wants to be for free knowledge” ist mir das erste Mal durch Liam auf dem Chapters Meeting zu Ohren gekommen. Jimmys Aussage war mir wohl bisher entgangen. Gut, dass es so aufmerksame Leser gibt.
Nicht nötig:
http://www.heise.de/newsticker/Wechsel-an-der-Wikimedia-Spitze–/meldung/80171
http://news.bbc.co.uk/2/hi/technology/7130325.stm
http://www.guardian.co.uk/technology/2006/sep/10/news.china
Vielen Dank für den Hinweis, Torsten. Ich kläre das grad mit Jimmy.
Der Red-Cross-Sprich stammt von Jimmy Wales. Er verwendet ihn seit Jahren.