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Paralympics – Keine Fotos für Wikipedia

WMDE allgemein

3. August 2012

Wikipedia, das ist mehr als die derzeit allein 1,4 Millionen Artikel in deutscher Sprache. Wikipedia ist ein Projekt von ehrenamtlichen Helfern. In ihrer Freizeit schreiben, bebildern, korrigieren und verbessern sie die freie Enzyklopädie. Bei ihrem Engagement ist gerade den Fotografen für Wikipedia kein Weg zu weit. Erst im Juni reiste eine Gruppe von Ihnen zur Einkleidung der deutschen Olympiamannschaft nach Mainz. Dabei machten Sie hunderte von Fotos, die in der Wikipedia und darüber hinaus frei genutzt und weiterverwendet werden können. Die Initiative sollte nun bei der Einkleidung der paralympischen Athleten an diesem Wochenende (3.-5. August 2012) eine Fortsetzung finden. Doch die Ehrenamtlichen dürfen nicht fotografieren. Und das ist bitter. Und es kam so:

Die Verwertungsrechte für Bilder der Athleten sind vom Deutschen Behindertensportverband exklusiv an die Fotoagentur Picture Alliance vergeben worden. Die Hintergründe kennen wir nicht, aber es gibt da leider keinen Platz für das ehrenamtliche Fotoprojekt. Wie gut so eines funktionieren kann, hat der Termin bei der Einkleidung der Olympiamannschaft im Juni gezeigt.

Mit den Fotos der Paralympioniken hätten entsprechende Artikel in der Wikipedia bebildert werden können. Da die Dateien dafür im freien Medienarchiv Wikimedia Commons hochgeladen und zum Einbinden zur Verfügung gestanden hätten, hätte sie zusätzlich jeder Interessierte auch außerhalb von Wikipedia nutzen können. Genau das ist das Besondere an Inhalten der Wikimedia-Projekte: Sie stehen Jedem frei zur Verfügung – unter Einhaltung der entsprechenden Lizenz, versteht sich.

Fehlende Artikel, davon hat die deutsche Mannschaft für die Paralympics reichlich in der Wikipedia. Hier gibt es wirklich, was überall sonst ein Widerspruch ist: Viel von nichts. In der Liste der 150 Sportler sind die Namen rot gefärbt, über die Millionen Leser der deutschsprachigen Wikipedia nichts lesen können. Noch nicht. Das ist der Punkt an der freien Enzyklopädie: Sie ist nie fertig. Fotos aller Athleten wären ein riesiger Fortschritt gewesen, um die Paralympischen Spiele auch enzyklopädisch aus dem Schattendasein zu bringen. Denn das passiert, gerade bei diesen Spielen in London. 1996 in Atlanta mussten die Sportler noch antreten, während um sie herum bereits Tribünen und Gebäude abgebaut wurden. In diesem Jahr wurden die Olympischen und die Paralympischen Spiele zum ersten Mal gleichzeitig und gemeinsam geplant. Noch fehlt die große Öffentlichkeit für die Sportler, die wie alle anderen Olympioniken auf die Spiele hinarbeiten, auch wenn sie nicht annähernd über deren Trainingsmöglichkeiten oder finanzielle Unterstützung verfügen. Die Wikipedia-Fotografen wollten einen Beitrag leisten, das zu ändern. Dass sie das nicht können, ist bedauerlich für alle Beteiligten.

Update

Es gibt mittlerweile eine Initiative, einen offenen Brief an den Präsidenten des Deutscher Behindertensportverbands, Friedhelm Julius Beucher (dessen Wikipedia-Artikel übrigens leider auch noch ohne Bild ist) zu schreiben. Wer sich daran beteiligen möchte, der klickt einfach hier und fügt seinen Namen am Ende des Briefes hinzu.

  • Vor allem ist es eine Möglichkeit einheitliche Porträts zu machen.

    Kommentar von Marcus Cyron am 4. August 2012 um 23:06

  • Ich habe die Hintergründe mal etwas ergänzt und auch auf den Offenen Brief im Beitrag hingewiesen.

    @Erik Losser: Das wäre eine tolle Möglichkeit gewesen, fast alle Sportler der Paralympics-Mannschaft zu einem Zeitpunkt an einem Ort zu haben, ohne dass sie im Stress der Spiele sind. Es wäre eine gute Möglichkeit gewesen, gute Bilder zu machen und rechtzeitig vor den Spielen auch Online zu haben. All das passiert jetzt eben leider nicht.

    Kommentar von Pavel Richter am 4. August 2012 um 22:11

  • Ist nicht so schlimm. Einkleidung von Olympioniken?? Nicht so wichtig. Außer vielleicht für die Herstellerfirmen.

    Kommentar von Erik Losser am 4. August 2012 um 16:54

  • Ich habe einen Brief an den Präsidenten des Deutschen Behindertensportverbandes entworfen und lade jeden ein, den Brief zu bearbeiten und/oder zu unterstützen.
    https://docs.google.com/document/d/1OmtB04lONUFkJVWPhn_YQar8B53nbzagQcFeXu_n8-E/edit

    Kommentar von Olaf Kosinsky am 4. August 2012 um 16:03

  • Vielleicht wäre es ja noch möglich, über den deutschen Verband immerhin eine Fotografen-Akkreditierung für die Spiele selbst zu bekommen?

    Kommentar von Marcus Cyron am 4. August 2012 um 11:45

  • Na ja gut, dann ist es halt so. Schadenfreude muss man nicht haben, natürlich nicht, aber warum sollte man es schade finden? Es ist halt lustig, dass dann diejenigen, die “mehr Öffentlichkeit” gebrauchen könnten, sich selbst die Steine in den Weg legen. “Selbst Schuld”, kann man da nur sagen.

    Aber eine kluge Anmerkung hat AndreasP ja gemacht. Im Fußball gibt es sehr prominent ja auch die Spielergewerkschaften, die neben der FIFA oder UEFA auch Rechte abtreten, so kommt es dann bei manchen Videospielen zu recht lustigen Konstellationen. Ich glaub schon, dass man da rechtlich eine Möglichkeit hätte – ist nur die Frage, ob die Wikimedia so etwas anzetteln mag, oder ob eben nicht besser die Vertreter der Paralympioniken sich da einschalten sollten. Aber wahrscheinlich ist denen das nicht mal bewusst.

    Kommentar von Alexander Trust am 4. August 2012 um 00:22

  • Im Gegensatz zum DOSB, bei dessen Einkleidung wir Ende Juni in Mainz in der Kurmainz-Kaserne eine Fotostation aufbauen konnten, ist dies beim Einkleidungstermin des Behindertensportverbandes nicht möglich. Da die Aufnahmen in einer geschlossenen Örtlichkeit aufgenommen werden sollten, war das Einverständnis des Verbandes einzuholen. Dieser hat einen Exklusivvertrag mit einer Fotoagentur geschlossen. Wir hätten die Fotos vielleicht erstellen dürfen; das Hochladen auf Commons unter einer freien Lizenz war aber nicht möglich, da die Verwertungsrechte bei der Fotoagentur liegen. Es ist sicherlich notwendig, nach den Paralympischen Spielen Mitte September Kontakt mit dem Behindertensportverband aufnehmen, um diese Situation zu besprechen.

    Kommentar von Olaf Kosinsky am 3. August 2012 um 22:30

  • Gut dass ihr auf einen Missstand hinweist aber ich muss mich den anderen Kommentaren anschließen: ohne Hintergrundinfos wer aufgrund von welcher Grundlage das Fotografieren verbietet bleibt
    der Artikel Jammerei. Wieso nicht bspw. den Freiwilligen einen Anwalt bezahlen falls die Rechtslage strittig ist?

    Kommentar von Jakob am 3. August 2012 um 19:49

  • Die in den Kommentatoren geforderten Infos fehlen mir auch noch. Und wer denn die Verwertungsrechte gekauft hat? Und wofür?

    Kommentar von Isarmatrose am 3. August 2012 um 18:52

  • Die Sportler müssen, um da mitzumachen, ihre Rechte am eigenen Bild abgeben? Oder wie ist das zu verstehen???

    Kommentar von AndreasP am 3. August 2012 um 18:49

  • @Michel @brightbyte @AndreasP, geschieht mir recht, dass ich drei @s machen muss, wenn ich nicht nachprüfe, dass der Nachtrag wirklich gespeichert wurde. Also, es besteht ein Vertrag zu Nutzungsrechten an Bildern der Sportler. Weil das exklusiv ist, können sie nicht gleichzeitig auf Commons frei verfügbar liegen. Geplant war das anders…

    Kommentar von Michael Jahn am 3. August 2012 um 18:42

  • Wer hat das verhindert? Die Fotografenlobby?

    Kommentar von AndreasP am 3. August 2012 um 18:22

  • Ähm. Dürfen nicht fotografieren… Warum? Sagt wer? Diese wichtige Info fehlt mir hier irgendwie. Wir müssen ja wissen, bei wem wir uns beschweren sollen :)

    Kommentar von brightbyte am 3. August 2012 um 18:21

  • Schöner langer Artikel der nicht aussagt, wieso es nicht geht.

    Kommentar von Michel am 3. August 2012 um 18:03

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