am Dienstag, den 8. Dezember 2009 war es soweit: Wikimedia Deutschland hat zusammen mit der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz und der Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft die Zedler-Medaille für herausragende neue Lexikonbeiträge in den Kategorien Naturwissenschaften und Geisteswissenschaften verliehen.
Bereits zum dritten Mal wird die nach Johann Heinrich Zedler, dem Begründer des Grossen vollständigen Universal-Lexicons Aller Wissenschafften und Künste, benannte Medaille an Autoren herausragender neuer Artikel für die Wikipedia verliehen. Ziel der Zedler-Preisverleihung ist es, die Akzeptanz unter Wissenschaftlern zu erhöhen und neue Fachautoren zu gewinnen sowie die Qualität der Wikipedia-Beiträge zu steigern. Um diese Ziele zu erreichen wird der Preis innerhalb und besonders auch ausserhalb der Wikipedia ausgeschrieben und beworben.
Es war an der hochkarätig besetzten Jury, die über 30 eingesandten Artikel zu sichten und zu bewerten: Für die Geisteswissenschaften übernahmen diese Aufgabe der Altorientalist Prof. Gernot Wilhelm, der Rechtshistoriker Prof. Michael Stolleis, der Mediävist Prof. Kurt Gärtner, der Historiker Prof. Johannes Fried, der Sinologe Prof. Helwig Schmidt-Glintzer sowie der Chefredakteur der Zeitschrift Gehirn&Geist, Dr. Carsten Könneker. In den Naturwissenschaften bildeten der Pharmakologe Prof. Ernst Mutschler, der Botaniker Prof. Wilhelm Barthlott, der Maschinenbau-Ingenieur Prof. Franz Gustav Kollmann und der Mediziner Prof. André Reis die Jury. Dirk-Ingo Franke schließlich vertrat die Wikipedia-Autoren jeweils in beiden Jury-Sektionen.
Schauplatz der diesjährigen Preisverleihung war das Naturmuseum Senckenberg in Frankfurt am Main, das einen spektakulären Rahmen für die Veranstaltung bot. Nach der Begrüßung durch die Präsidentin der Akademie der Wissenschaften, Prof. Elke Lütjen-Drecoll und der Eröffnungsrede durch den ersten Vorsitzenden von Wikimedia Deutschland, Sebastian Moleski, übernahm Volker Panzer die Moderation des Abends. Kern dieses Abschnitts war eine einstündige Podiumsdiskussion mit Mitgliedern der Akademie und dem Chefredakteur von “Gehirn&Geist”, unter dem Motto “Evolution des Wissens”. Die Diskussion war ausgesprochen facettenreich und lebhaft, und auch das Publikum beteiligte sich rege.
Wikimedia-Vorstandsmitglied Dr. Philipp Birken leitete dann mit einem Vortrag über Zedler und die Bedeutung der Qualität für Wikipedia-Artikel in den zweiten Teil des Abends ein, die Verleihung selbst. In den Naturwissenschaften gewann der Artikel “Segler” von Jürgen Erbs, in den Geisteswissenschaften der Artikel “Filbinger-Affäre” von Gerhard Sattler. Beide Jury-Sektionen waren darüber hinaus so angetan von dem Artikel zum “Materialismus-Streit” von David Ludwig, dass sie ihn mit einem ursprünglich nicht vorgesehenen dritten Preis auszeichneten. Alle Preisträger erhielten neben einer Urkunde und der Zedler-Medaille ein Preisgeld von jeweils 2.000,00 €, gestiftet durch den Verlag Spektrum der Wissenschaften.
Der Abend fand seinen Ausklang bei einem gesponsorten Buffet und Getränken. Im Dinosaurier-Lichthof des Museums bot sich die Möglichkeit, mit Jurymitgliedern, Wikipedianern, den Preisträgern und der Frankfurter Öffentlichkeit über Freies Wissen, die Wikipedia und vieles mehr zu diskutieren. Aus meiner Sicht war diese Veranstaltung für den Verein ein echter Erfolg: Nicht nur dank der hervorragenden Organisation, die in diesem Jahr von Catrin Schoneville geleitet wurde, sondern auch durch das angemessene Rahmenprogramm und die Qualität der eingereichten und schließlich der prämierten Beiträge war die Zedler-Verleihung eine gute Plattform, über die Wikipedia hinaus auf Freies Wissen und auf Wikimedia Deutschland aufmerksam zu machen.
Auch an einer guten Veranstaltung kann man natürlich etwas verbessern. Wir werden daher in den kommenden Wochen und Monaten in Vorbereitung auf den Wettbewerb 2010 die diesjährige Veranstaltung analysieren und schauen, was wir besser machen können. Besonders wichtig ist mir dabei, die absolute Anzahl von eingereichten Artikeln ebenso zu erhöhen wie die Beteiligung von Autoren, die bisher nicht in der Wikipedia aktiv sind. Vielleicht sollten wir im nächsten Jahr einen “Wikifizierungs”-Service anbieten, in dem Artikelkandidaten mit den für die Wikipedia notwendigen Formalien versehen werden? Oder wir ändern die Ausschreibungsbedingungen dahingehend, dass die Artikel erst nach dem Wettbewerb in die Wikipedia eingestellt werden. Wer hier Ideen oder Anregungen hat, der möge sich bitte bei uns melden.
Die Verleihung der Zedler-Medaille ist für den Verein und für die Wikipedia eine sehr gute Möglichkeit, sich ausserhalb der eigenen Kreise zu präsentieren. Dabei hat die Verleihung erst zum dritten Mal stattgefunden, man muss der Veranstaltung sicher die Möglichkeit geben, sich zu etablieren. Mit den Erfahrungen aus diesem Jahr bin ich aber sehr sicher, dass wir auch im Jahr 2010 die Zedler-Medaille verleihen sollten.