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Drohnenfotografie für die Wikipedia

Nicolas Rueck

30. November 2015

Gewinnerbild des Fotowettbewerbs “Wiki loves monuments” von Phantom3Pix, CC-by-sa 4.0

Phantom3Pix beschäftigt sich seit zwei Jahren mit Drohnenfotografie und gewann mit einer Luftbildaufnahme des Leuchtturms in Westerheversand den 1. Platz des diesjährigen Fotowettbewerbs „Wiki loves monuments“. Das Foto wurde außerdem auf Commons als Qualitätsbild ausgezeichnet. Nach dem Fotowettbewerb begann er mit seiner Drohne die Burgen am Mittelrhein für Commons und die Wikipedia abzulichten, denn Drohnenaufnahmen bieten eine völlig andere Perspektive, die der auf dem Boden stehende Besucher so nie zu sehen bekommt.

Im Gespräch mit Wikimedia Deutschland erzählt Phantom3Pix von seinem Hobby und gibt interessante Tipps und Hinweise, die bei Luftaufnahmen mit einer Drohne beachtet werden sollten. Entsprechende Fotoprojekte können über die vielfältigen Förderangebote von Wikimedia Deutschland unterstützt werden. Außerdem steht Wikipedianerinnen und Wikipedianern über den Technikpool-Verleih eine Fotodrohne von WMCH zur Verfügung.

 

WLM-Foto-Drohne über dem Augustinerkloster beim Auftakt zu Wiki Loves Monuments 2014, Bild: Dr. Bernd Gross, CC-by-sa 4.0

Wie bist du auf den Fotowettbewerb “Wiki loves monuments” aufmerksam geworden und was hat dich dazu motiviert daran teil zu nehmen und die Wikipedia mit deinen Bildern zu bereichern?

Da ist mir im Internet ein Werbebanner aufgefallen, ich denke es war eher Zufall. Ich kam gerade aus dem Urlaub an der Nordsee und hatte ein paar schöne Objekte fotografiert, die m.E. genau zu dem Thema „Wiki loves monuments“ passten.

 

Worin besteht der Mehrwert von Drohnenfotos gegenüber herkömmlichen Bildern für die Wikipedia?

Die Perspektive ist eine ganz andere. Üblicherweise zeigt ein Foto den Blickwinkel des Fotografen, der mit beiden Beinen auf der Erde steht, quasi wie der Besucher, der sich vor Ort das Objekt anschaut. Ein Drohnenfoto zeigt eine Perspektive, die der auf dem Boden stehende Besucher nie zu sehen bekommt.

 

Von Freiwilligen organisiert, gab es zur Bebilderung der Wikipedia bereits des Öfteren Fotoflüge mit Besatzung. Wo siehst du die Unterschiede zwischen der unbemannten Drohnenfotografie und Fotoflügen?

Ich denke, man kann mit einer Fotodrohne viel spontaner arbeiten. Eine Fotodrohne lässt sich, nicht zu viel Wind vorausgesetzt, in der Luft „parken“, so dass der Fotograf sich in aller Ruhe um die Ausrichtung der Kamera für das jeweilige Foto kümmern kann. Davon abgesehen sind die Kosten um einiges geringer.

 

Welche technischen Voraussetzungen sind mindestens erforderlich?

Die Drohne sollte GPS gesteuert sein, so dass sie die Position in der Luft ohne Gegensteuern beibehält. Die Kamera sollte über eine entsprechende Auflösung verfügen.

 

Welche rechtlichen Vorgaben bestehen und wie sind diese zu erfüllen?

Grundsätzlich benötigt jeder, der eine Fotodrohne außerhalb von Modellflugvereinsgeländen fliegen lassen möchte eine entsprechende Haftpflichversicherung. Diese ist z.B. bei der Mitgliedschaft im Deutschen Modellflieger Verband (DMFV) im Mitgliedsbeitrag enthalten. Ob eine Zusatzversicherung abgeschlossen werden muss entscheidet sich je nach Modell der Fotodrohne, insbesondere nach dessen Gewicht.

Wenn Fotos zu privaten Zwecken getätigt werden, benötigt man in Deutschland keine gesonderte Erlaubnis. Dennoch muss das Einverständnis des Grundstückseigentümers eingeholt werden auf dem die Drohne startet, bzw. landet. Selbstverständlich ist es auch nicht erlaubt seinen Nachbarn auszuspähen.

Werden Fotos gewerblich getätigt, muss eine Allgemeinerlaubnis für den Aufstieg unbemannter Luftfahrtsysteme eingeholt werden. Diese bekommt man z.B. in Rheinland-Pfalz beim Landesbetrieb Mobilität Abteilung Luftfahrt am Flughafen Hahn. Darüber hinaus muss mindestens 48 Stunden vor dem Aufstieg die örtliche Polizeidienststelle und das Ordnungsamt über den bevorstehenden Aufstieg der Drohne informiert werden. Nicht alle Bundesländer erkennen die Aufstiegsgenehmigung aus einem anderen Bundesland an, so dass z.B. in Rheinland-Pfalz nicht mit einer Genehmigung aus Hessen geflogen werden darf.

Eine Grauzone liegt m.E. in der Abgrenzung von privatem, bzw. gewerblichen Zweck. Zum Teil wird hier die Meinung vertreten der private Zweck dient lediglich dem privaten Fotoalbum, nicht aber Veröffentlichungen in sozialen Netzwerken oder aber auch Wikipedia. Wenn ich also ganz sicher gehen will, benötige ich vor Veröffentlichung eines Fotos:

  1. Eine entsprechende Haftpflichtversicherung.
  2. Eine Aufstiegserlaubnis für das jeweilige Bundesland.
  3. Die Einwilligung des Grundstückseigentümers.
  4. Die Anmeldung bei Polizei und Ordnungsamt mindestens 48 Stunden vor dem Aufstieg.

Burg Pfalzgrafenstein, Drohnenaufnahme von Phantom3Pix, CC-by-sa 4.0

 

Fallen neben der Technikbeschaffung weitere Kosten an?

Die Haftpflichtversicherung inklusive Zusatzversicherung für ein Abfluggewicht bis 5kg kostet jährlich ca. 50 bis 60 Euro. Die jährlichen Kosten für die Aufstiegserlaubnis liegen bei 150 bis 200 Euro.

Die Kosten für die Aufstiegsgenehmigung beispielsweise habe ich mir von Wikimedia Deutschland erstatten lassen, indem ich um Unterstützung für ein Fotoprojekt, hier „Burgen am Mittelrhein“, gebeten habe.

 

Welche praktischen Tipps gibt es zu beachten?

Bevor man sich mit einer Fotodrohne an entsprechende Objekte wagt, sollte man erst auf der großen freien Wiese ein wenig üben und Erfahrungen mit der Steuerung seiner Drohne sammeln.

Wichtig ist, dass man zum Flugobjekt immer eine Sichtverbindung halten muss. Das kann zum Teil schwierig sein, da man sich auch um die Ausrichtung der Kamera kümmern muss und hierzu den Blick auch mal auf den Monitor an der Fernbedienung richten muss. Wer hier 100% korrekt arbeiten will, benötigt eine Begleitperson, die das Flugobjekt ununterbrochen im Auge behält und den Steuernden über mögliche Gefahren bzw. Veränderungen informiert.

 

Wo finde ich weitere Informationen und kompetente Ansprechpartner?

Beim Deutschen Modellfliegerverband. In diversen Foren der sozialen Netzwerke. Interessante Lehrvideos zu dem Thema gibt es auch z.B. von Arthur Konze bei YouTube.

Außerdem gibt es bereits eine Reihe von Schulen, die so etwas sehr professionell machen.

Kommentare

  1. WolfD
    30. November 2015 um 15:51 Uhr

    Die Fotos sind schön, aber man sollte den Fotografen solcher communitygeförderten Projekte vielleicht schon ein bisschen zur Hand gehen. Bis ich gerade die Bilder drei Wochen nach dem Upload überhaupt erst mal kategorisiert habe, waren sie ja von der Wikipedia aus nur schwer auffindbar. Außerdem sollte man dem Fotografen mal sagen, dass er Bilder nicht über andere, ältere eigene drüberladen soll, sondern neu. Auch wären mehrere Blickwinkel pro Schloss schön, wenn man schon den ganzen Aufwand mit Drohne und Genehmigungen betreibt: wir haben nun wirklich genug Speicherplatz für solche sinnvollen Projekte.

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