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Tutoría II: Zurück aus Buenos Aires

Nicole Ebber

28. März 2013

Anfang März hatte Cornelius Kibelka (@jaancornelius) hier im Blog sein Projekt Tutoría in Buenos Aires beschrieben. Seit gestern ist er aus Buenos Aires zurück und schildert nun, wie es gelaufen ist. Wir bleiben weiter dran und berichten von dieser interessanten Chapterzusammenarbeit. Here’s the English summary. Espanol.

Wikimedia Argentinien

By Jcornelius (Own work) [CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Wikimedia Argentinien ist das älteste Chapter in Südamerika; es wurde bereits 2007 gegründet und organisierte 2009 die Wikimania in Buenos Aires. Nach der Wikimania schlief die Arbeit zunächst ein und erst seit 2011 tut sich wieder mehr im Chapter. Nachdem Beatrice Murch (jetzt Vorsitzende von Creative Commons Argentina) für ein Jahr Geschäftsführerin des Chapters war, übernahm Mitte 2012 Osmar Valdebenito, (ehemals Vorsitzender von Wikimedia Chile) die Geschäftsführung des kleinen Chapters. Nun geht das Chapter die nächsten Schritte in Richtung Professionalisierung.

Die zweieinhalb Wochen habe ich vor allem damit verbracht, einen Einblick in Osmars Arbeit zu bekommen. Zudem hatte ich die Gelegenheit, mich mit dem Großteil des Vorstandes auszutauschen. Dabei bekam ich einen guten Einblick in die Vereinsstrukturen und Themen, die das Chapter zur Zeit bewegen.

Drei große Herausforderungen

Die meines Erachtens drei größten Herausforderungen für das Chapter sind dabei alte Bekannte: Bisher stand die mittel- und langfristigen Planung nicht im Mittelpunkt, sondern mehr das Alltagsgeschäft. Zudem ist das Rollenverständnis und Zusammenarbeit von Vorständen und Mitarbeitern ein Punkt steter Diskussionen, seitdem das Chapter bezahlte Mitarbeiter eingestellt hat. Und gleichzeitig muss mit dem Wachstum einer Organisation auch die Kommunikationskultur – sowohl nach „innen“ wie nach „außen“ – mitwachsen.

By Jcornelius (Own work) [CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Anhand dieser drei Herausforderungen haben Osmar und ich basierend auf den zahlreichen Gesprächen Empfehlungen und Tipps für das Chapter ausgearbeitet, jeweils in den drei Themenfeldern, die wir vorher ausgewählt hatten: Allgemeine Strategie & Planung, Kommunikation und Freiwilligenarbeit. Wichtig waren hier die vorherigen intensiven Gespräche mit den Mitarbeitern von Wikimedia Deutschland während meiner Woche in Berlin. Ein paar Empfehlungen will ich hier aber kurz anreißen:

Da de facto eine langfristige, strategische Planung für das Chapter fehlt, empfehlen Osmar und ich eine „Zukunftswerkstatt“ mit allen Beteiligten (Mitarbeiter, Mitglieder, Vorständen, Communitys, Partnerorganisationen) sowie einem neutralen Moderator zu organisieren. So sollen die verschiedenen Bedürfnisse des Chapters und Wünsche an das Chapter herausgearbeitet werden. Da aber Argentinien bekanntlich nicht nur aus Buenos Aires besteht, Wikipedianer aber schwer mit dem Thema „Langfristige Strategie von Wikimedia Argentinien“ anzulocken sind, empfahl ich: Organisiert simple Treffen, auf denen Fragen wie „Wie soll das Chapter dir helfen?“ und „Was für Projekte sollen wir angehen?“ im Vordergrund stehen.

Als gut und wichtig wurde in der deutschsprachigen Community die Wikimedia-Woche angenommen, die auf schnelle und simple Weise über die Geschehnisse des Movements informiert. Gleiches habe ich Wikimedia Argentinien auf Spanisch vorgeschlagen, Osmar schlug hier vor, das direkt auf Iberocoop-Ebene zu machen.

In meinen Gesprächen mit den Mitarbeitern von Wikimedia Deutschland, erklärten mir alle, die mit Freiwilligenarbeit zu tun haben, dass diese immer auf zwei Säulen basiert: online und offline. Online sollte in den Wikimedia-Projekten die Message „Wir unterstützen euch jederzeit!“ stetig und deutlich kommuniziert werden. Offline gibt es Wikipedia-Treffen bisher praktisch nur in Buenos Aires – die perfekte Chance für das argentinische Chapter, gerade diese auch im Rest des Landes zu organisieren.

Mehr Empfehlungen sind in der Abschlusspräsentation zu finden, direkt als pdf sowohl auf englisch wie auf spanisch auf Wikimedia Commons verfügbar.

Wie geht’s weiter?

Der Austausch zwischen Osmar, María (Leak: ab Montag die neue Pressesprecherin) und den verschiedenen Mitgliedern war unglaublich intensiv und hat viel Spaß gemacht. Drei Wochen haben wir eng zusammen gearbeitet und ausgiebig diskutiert.

Damit die Ideen und Handlungsempfehlungen auch verwirklicht werden, haben der Vorstand und Osmar bereits die ersten Schritte für deren Umsetzung eingeleitet. Osmar und María berichten wöchentlich dem Vorstand, wie weit die Verwirklichung derweil vorangediehen ist. Und bei der Wikimania wollen Osmar und ich die Zusammenarbeit und erste Ergebnisse vorstellen.

Bis dahin wollen wir verschiedenen Fragen nachgehen und dokumentieren: Ist dieser Chapter-Wissenstransfer übertragbar? Können das auch andere Chapter machen? Was sind die Bedingungen?

„Annuntio vobis gaudium magnum: habemus Papam“

presidencia.gov.ar [CC-BY-SA-2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0)], via Wikimedia Commons

Das ganze war ja nicht nur als einseitiger Transfer gedacht, sondern als Austausch zwischen zwei Chaptern. Deswegen habe ich mich natürlich gefragt: Was kann Wikimedia Deutschland als Organisation davon mitnehmen?

Meine Zeit in Buenos Aires stand bekanntlich unter besonderem Schein: Just in der zweiten Woche wählten die Kardinäle im Konklave den Erzbischof von Buenos Aires, Jorge Bergoglio, zum neuen Papst der römisch-katholischen Kirche.

Was das mit meinem Projekt zu tun hat? In den ersten Minuten, nachdem klar war, dass Bergoglio zum Papst gewählt wurde, suchte ich auf der Seite der argentinischen Präsidentschaft und der Stadt Buenos Aires nach älteren Fotos des Kardinals. Beide verbreiten all’ ihr Pressematerial unter Creative Commons Attribution (-by) bzw. Attribution ShareAlike (-by-sa), so dass ich sie geradewegs auf Commons hochlud. Sie verbreiteten sich daraufhin in rasanter Schnelligkeit durchs Internet. Ein Beweis, wie groß die Reichweite freier Medien ist. Und mir kam die Frage: Liebes Bundespresseamt, worauf wartet ihr?

Diese Anekdote macht deutlich, dass staatliche Stellen in Deutschland bei den argentinischen in Sachen „Free Content“ noch einiges lernen können.

Was mir nach diesem Projekt klar ist: Chapter stehen nicht alleine. Unabhängig von ihrer Größe und Reife können sie voneinander lernen und sich gegenseitig bei ihrer Arbeit unterstützen. Für mehr Dialog und Zusammenarbeit! :)

Kommentare

  1. […] his project with Wikimedia Argentina. This is summary of the two german blog posts (see here and here. […]

  2. Marcus Cyron
    2. April 2013 um 18:37 Uhr

    Danke für deinen informativen Bericht. Auch wenn ich deine Schlußbemerkungen in der Form nicht teilen kann. Es liegt ja nicht im Ermessen von WMDE, ob hoffentlich bald auch Produkte des deutschen Staaten gemeinfrei sein werden. WMDE arbeitet aber schon länger in die Richtung hin. Das kann also weniger WMDE von WMAR lernen, sondern Deutschland von Argentinien ;). Wobei das auch eine interessante Aussage ist, wo man sich doch ach so überlegen wähnt…

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