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Tanke schön! Wie aus einer Zapfsäule das Öl des 21. Jahrhunderts fließt

Mathias Schindler

28. April 2014

Im Vorgriff auf die diesjähige re:publica stellen wir heute unsere Datentankstelle vor. Mein Kollege Michael Jahn hat dazu im Konferenzblog schon passende Worte gefunden. In diesem Eintrag möchte ich etwas darüber erzählen, wie die Datendankstelle zuerst in unseren Köpfen gereift ist und was wir damit erreichen wollen.

Wir möchten, dass Sie sicher auf Ihren Datenreisen unterwegs sind.

Die “Datentankstelle” ist unsere Antwort auf den Satz, Information sei das Öl des 21. Jahrhunderts. Und außerdem unsere Antwort auf das Problem schlechter Darstellbarkeit von nichtkörperlichen Dingen.

Auf dieses Problem stoßen regelmäßig Journalistinnen und Journalisten beim Versuch, ein Projekt wie Wikipedia zu bebildern. Wird über die Mitmach-Enzyklopädie geschrieben, läuft es oft auf das Puzzleball-Logo und einen Screenshot der Seite heraus. Durch die Bildredaktionen gern genutzte Agenturfotos von Wikipedia zeigen die Silhouette eines Menschen vor der Videobeamerprojektion der Wikipedia-Hauptseite. Oder Jimmy Wales. Oder noch mehr Puzzlebälle. Oder Menschen vor einem Monitor sitzend.

So ist es denn auch immer wieder beeindruckend anzusehen, wie gerne die Lexikonwand in unseren Räumen am Tempelhofer Ufer als Hintergrund für Interviewaufzeichnungen über Wikipedia genutzt wird. Ähnlich populär sind Schnittbilder wie “Mensch schlägt Lexion auf”, “Mensch holt Lexikonband aus Regal” oder “Mensch zeigt mit Finger auf Lexikoneintrag”. Ginge es nach diesen massenmedialen Ikonografien, so gliche unsere gern bemühte “Wissensgesellschaft” tatsächlich noch Diderots Zeiten.

Mit diesen Erfahrungen im Kopf haben wir festgestellt, dass es bis heute auch an entsprechend “greifbaren” Gegenständen zur Verständlichmachung von Open Data fehlt. Mit der Datentankstelle machen wir dazu einen Vorschlag. Es geht dabei nicht darum, wie wir uns für die Zukunft die Verteilung von Open Data vorstellen: Die meisten Daten passen in vertretbarer Zeit durch heimische DSL- und Kabelanschlüsse und für den Rest gibt es ja die Hoffnung auf einen beschleunigten Breitbandausbau oder gute Turnschuhe. Stattdessen geht es uns darum, die volle Bandbreite offener Daten aus den Bereichen Kultur und Verwaltung zu präsentieren. Gemeinsame Eigenschaft der von uns präsentierten Daten ist ihre Offenheit: Alle Datensätze sind entweder gemeinfrei oder stehen unter einer freien Lizenz, die die Nachnutzung zu beliebigen Zwecken erlaubt. Darüber hinaus haben wir ebooks und Musik – ebenfalls unter Freien Lizenzen – als eigene Kategorien aufgenommen.

Die Datentankstelle hatte in ihrer ersten Existenz das Baujahr 1962 und lieferte wie tausende ihrer Kolleginnen Aral-Benzin an zahlende Kunden. Wir haben sie Ende 2013 erworben und entkernen lassen. Ein feiner Tankstellengeruch umgibt sie immer noch. Im Inneren der Datentankstelle steht ein handelsüblicher PC mit mehreren Festplatten und Ubuntu. Auf einer Seite wurde die analoge Anzeige für Preis und Menge des getankten Benzis ersetzt durch einen Touchscreen. Aus dem Zapfventil kommen vier Netzwerkkabel zum Anschließen eigener Geräte. Mitgebrachte USB-Sticks können an der Seite der Zapfsäule angeschlossen werden. Der Datentankende wählt über das Display die gewünschen Datensets aus und startet den Zapfvorgang.

Bei Fragen und Anregungen steht das kundenorientierte Datentankstellenpersonal zur Verfügung.

datentankstelle@wikimedia.de

http://wmde.org/datentankstelle

#auftanken

 

  • haha, gute idee!

    Kommentar von Rupert THURNER am 29. April 2014 um 04:45

  • Super Sache!

    Kommentar von Goldzahn am 29. April 2014 um 03:56

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