zurück

Wikimedia-Treffen der mittel- und osteuropäischen Länder (CEE) in Belgrad

Nicole Ebber

22. Oktober 2012

Am 13. und 14. Oktober waren Nikolas Becker und ich beim Wikimedia CEE Meeting in der serbischen Hauptstadt Belgrad. CEE steht hier für mittel- und osteuropäischen Länder, zu denen laut Wikipedia-Artikel auch die östlichen Bundesländer Deutschlands gehören.

Yerpo (CC-BY-SA-3.0), via Wikimedia Commons

Wikimedia Serbien war Gastgeber der 2-tägigen Konferenz, zu der etwa 50 Teilnehmer und 10 Teilnehmerinnen gekommen waren. Etwa die Hälfte war als Vertreter eines bereits bestehenden Chapters vor Ort, andere sind gerade dabei, Chapter zu gründen bzw. die offizielle Anerkennung zu beantragen. Außerdem waren einige Communitymitglieder dabei, die mit der Chapterarbeit bisher kaum oder keine Berührung hatten. Von der Wikimedia Foundation nahm Asaf Bartov teil, der dort unter anderem für das Grants Program und das Participation Support Programme zuständig ist, das die WMF zusammen mit Wikimedia Deutschland betreibt. Als Vertreter des Boards of Trustees war Ting Chen aus Frankfurt angereist. Der nach eigenen Aussagen einzige monolinguale Teilnehmer kam aus England: Pigsonthewing, der in UK und speziell Birmingham viele interessante GLAM-Projekte initiiert und begleitet hat und außerdem hinter QRpedia steckt.

Begrüßung am Freitag

Wie bei internationalen Wikimedia-Events üblich, machte sich schon am Freitagabend bei der Eröffnungsveranstaltung bemerkbar, wie viel Euphorie und Motivation die Teilnehmer mitbringen: Das große Hallo unter alten Bekannten genau wie der neugierige und offene Austausch mit neuen Gesichtern – sofort sind alle in Gespräche verwickelt, es gibt viel zu erzählen und zu diskutieren.

Programm am Samstag

Nach der Vorstellungsrunde war ich gemeinsam mit Kiril Simeonovski von Wikimedia Mazedonien an der Reihe, über Kooperationen und Zusammenarbeit zu referieren. Nachdem Kiril über bestehende Partnerschaften und Projekte im CEE-Raum berichtet hatte, war es mein Part, unsere Pläne für die neue Stabsstelle Internationales vorzustellen und vor allem Fragen zu gemeinsame Kommunikationskanäle und -quellen, dem regionalen Austausch zu internationalen Themen und zur Artikelarbeit sowie zum Participation Support Programm von WMDE und WMF zu besprechen. Unsere Wikimedia:Woche stieß auf großes Interesse und es wurde der Wunsch geäußert, diese auch auf Englisch (z. B. im MetaWiki) zu erstellen und dann jeweils regional zu übersetzen. Auf eine gemeinsame Informations- und Arbeitsplattform konnte man sich indes nicht einigen. Auf die Frage nach den meist genutzten Kanälen lagen IRC und Mailinglisten ganz weit vorne. Meta oder gar das Outreach-Wiki würden nur in seltenen Fällen – und dann auch nur sehr gezielt und für bestimmte Themen – genutzt. Daraus ergab sich der Wunsch, Meta benutzbarer, hübscher und durchsuchbarer zu machen, und das Vorhaben, als ersten Schritt zumindest die Startseite neu zu gestalten und damit einen Wegweiser zu Grundlagen, aktuellen Themen und Terminen zu schaffen.

Fae zur Wikimedia Chapters Association (WCA) sowie von Asaf über Grants und Förderprogramme der WMF waren für mich besonders interessant. Fae stellte die Idee und die Pläne der WCA vor, genau eine Woche nachdem Sue ihre Empfehlung zur Einschränkung der WMF auf die Kernaktivitäten Technik, Usability und Grants veröffentlicht hatte. Aus dieser Empfehlung geht u.a. deutlich hervor, dass große Hoffnungen in die WCA gesetzt werden und dass viele Aufgaben, die bisher die Foundation erfüllt hatte, in Zukunft bei der WCA liegen sollen. Aus der CEE-Region sind bisher nur Wikimedia Polen, Tschechien, Russland und Ukraine Mitglieder in der WCA, und für viele Zuhörer war diese Vorstellung von Fae eine hilfreiche Zusammenfassung der Pläne. Er machte das viel versprechende Konstrukt WCA für viele greifbarer.

Asaf stellte die Förderprogramme der Foundation vor und beschrieb, für welche Projekte und Vorhaben Chapter und Einzelpersonen finanzielle Unterstützung in Form von Grants, Funds und Participation Support beantragen können. Sehr neuartig und zeitgemäß am Ansatz der Foundation finde ich, dass alle Anträge, Bewertungen und Diskussionen öffentlich und transparent geführt werden und dass Anträge nach Rückmeldung sogar noch nachgebessert werden können. Im Participation-Support-Programm können Wikimedianer Reisekostenübernahme für Wikimedia-externe Konferenzen (oftmals GLAM-Events) beantragen. Und obwohl alle Informationen on-Wiki zu finden sind, war die Präsentation der verschiedenen Programm sehr gefragt und gut besucht.

Programm am Sonntag

Am Sonntag standen GLAM (Wiki-Expeditionen und QRPedia), Bildungsprojekte, Wikidata und verschiedene Arbeitsgruppen auf dem Plan. Niko Becker aus unserem Präsidium präsentierte unsere Pläne, gemeinsam mit anderen europäischen Chaptern eine Art Monitoring- oder Frühwarnsystem in Brüssel zu installieren. Die Gesetzgebung auf europäischer Ebene ist Grundlage für unsere nationale Gesetze, auf nationaler Ebene bleibt da meist kaum noch Gestaltungsspielraum. Ziel ist es, rechtzeitig über Gesetze, die unsere Arbeit betreffen (z.B. ACTA, CleanIT, Datenschutz etc.) informiert sein, sich koordinieren, um Ressourcen zu schonen und Lobbying direkt vor zu Ort betreiben. In den Pausen und während der Workshops bot sich uns die gute Gelegenheit, neue Kontakte zu knüpfen und alte aufzufrischen sowie über potentielle länderübergreifende Kooperationen und intensiveren Informationsaustausch mit Chaptern und Foundation zu sprechen.

Gesamtsituation

Wikimedia Serbien hat tolle Arbeit geleistet und eine wirklich schöne Konferenz organisiert und bestens für alle Teilnehmer gesorgt (es gab sogar ausgezeichnetes vegetarisches Essen, obwohl die serbische Küche angeblich aus Fleisch, Fleisch und Fleisch besteht). Herzlichen Dank dafür, besonders an Mile Kis, der uns unermüdlich bei allen Fragen und Wünschen zur Seite stand. Хвала!

Von den Spannungen, die derzeit um die WCA oder um die “Narrowing Focus”-Empfehlung von Sue herrschen, war auf der Konferenz übrigens nichts zu spüren. Im Gegenteil: Die Stimmung untereinander war kollegial bis freundschaftlich und eher geprägt vom Austausch von Erfahrungen und konkreten Ideen. Allerdings war die typische Konferenzsituation mit Frontalvorträgen auch nicht für jeden das geeignete Element, so dass Fragerunden und Diskussion im Anschluss oft schleppend verliefen. In den Pausen und Abendveranstaltungen war es allerdings allzeit präsent: Wir alle arbeiten gemeinsam an der Mission, Freies Wissen für alle Menschen zugänglich zu machen. Gerade für die Teilnehmer aus Ländern, in denen es noch keine Chapter gibt, war die Konferenz sicherlich ein toller Ansporn, selber noch aktiver zu werden und sich zu organisieren.

Und noch was

Die meisten der Links im Text führen zu englisch-sprachigen Seiten auf Meta. Mein Plan ist aber, die wichtigsten Förderprogramme, Gremien, Aktivitäten und Diskussionen zusammen gefasst auch auf deutsch verfügbar zu machen. Dabei geht es mir nicht um komplette Übersetzungen, sondern um Zusammenfassungen und Pointer auf bestimmte Themen. Außerdem sollen coole Projekte aus Deutschland auch für andere Chapter und Communities zugänglich sein. Letzte Woche habe ich mit Hilfe meiner Kollegin Kasia die Best Practices zu unserem Speed Dating on Free Knowledge auf der Wikimania auf Meta veröffentlicht.

Benutzer:Aschmidt hat mich auf seine Mindmap zu den wichtigsten Rollen im Wikimedia-Movement aufmerksam gemacht, und auf die Übersicht von Informationsquellen im internationalen Wikiversum Wikipedia:Newsletter. Grandios! Diese Kanäle, Quellen, Wünsche, Ideen zu sammeln wird auch Part des Offenen Sonntags sein, der am 25.11.2012 bei uns in der Geschäftsstelle stattfinden. Interessiert? Dann seid dabei! :)

Kommentare

  1. DerHexer
    25. Oktober 2012 um 17:30 Uhr

    Hab lange überlegt, ob ich dort hinfahren soll. Da mir das Programm aber zu unkonkret war, vor allem in der Übernahme von Beiträgen durch einzelne Referenten, ich wusste, dass das mit Niko und Nicole E. in guten Händen ist, und ja auch nicht alles machen kann, habe ich schweren Herzens nicht teilgenommen. :-P

  2. Marcus Cyron
    22. Oktober 2012 um 21:19 Uhr

    DerHexer ist ja gar nicht auf dem Bild. War da etwa ein Treffen OHNE ihn? ;)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert