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Haifa Tag 2: Von Menschen und Motivationen

WMDE allgemein

5. August 2011

Es spielt keine Rolle, ob es die erste Wikimania ist, an der man teilnimmt oder (wie bei mir) die Dritte.  Eines bleibt und das ist die mitreißende Stimmung die entsteht, wenn hunderte von Menschen aus der ganzen Welt zusammen kommen. Und nicht nur das, alle bewegt die Leidenschaft für Freies Wissen und insbesondere für Wikipedia. Es ist einzigartig – so wie Wikipedia und die Menschen, die sie machen. Es ist motivierend. Es ist konstruktiv. Es ist lehrreich.

Das Wikimania-Programm in Haifa bietet drei Tage von 9.00 bis 19.00 Uhr Vorträge, Workshops und Diskussionen. Und was noch viel wichtiger ist, persönliche Gespräche in den Pausen.

Ein Highlight zum Wachwerden bot heute früh die Präsentation von Lodewijk Gelauff (Niederlande), der ausgewählte Projekte der Wikimedia Chapter vorstellte. Beispiele von nachahmenswerten Ideen. Die Argentinier beispielsweise haben es geschafft, Zugriff auf Archivmaterial von Radio- und Fernsehsendern zu bekommen, Polen etabliert einen Community-Award und israelische und französische Chapter arbeiten gemeinsam an einem Afrika-Projekt. Es lohnt sich das nachzulesen.

Es bestärkt einen in der eigenen Arbeit zu erfahren, dass auch Wikimedia Spanien sehbehinderten Menschen Zugang zu Wikipedia verschafft, in Indien ältere Menschen als Wikipedia-Autoren gewonnen werden sollen und das Programm ‚Wikipedian in Residence‘ (Wikipedianer, die zeitlich befristet als Volontäre in z.B. Museen arbeiten, um eine Zusammenarbeit zwischen beiden zu erstellen) bereits in England und Frankreich erste Erfolge aufweist.

Unbedingt empfehlenswert ist auch der Film ‚People are Knowledge‘ und die dazugehörige Projekt-Webseite. Ein Research-Programm finanziert von der Wikimedia Foundation, umgesetzt von Indern und Südafrikanern. Der Film zeigt Gespräche mit Menschen, die über nahezu vergessene Traditionen berichten und deren Wissen zu Wikipedia-Artikeln verarbeitet wird. Bücher in diesen Sprachen gibt es kaum. Ein Gewinn nicht nur für die Sprachversionen dieser Länder sondern auch ein großes Potential für europäische Sprachversionen.

Ein sperriger Titel aber eine gute Aktion wurde kurz vor der Mittagspause serviert: ‚Account Creation Improvement Project‘ von Lennart Gulbrandsson (Schweden). Warum legen Leser ein Benutzer-Konto in der Wikipedia an? Antworten wie „Ich weiß nicht, ich hatte Langeweile“ oder “Damit ich mehr Artikel lesen kann” zeigen einen Teil des Problems. Lennart präsentierte u.a. den ‚User Page Creator‘ – eine Hilfe zur Erstellung der Benutzerseite – kinderleicht! Ich wünschte, dies würde sich schnell (zumindest als Testversion) in der deutschsprachigen Wikipedia finden.

Von einem prall gefüllten Tag möchte ich noch einen Vortrag herausheben. Da auch die Autoren der deutschsprachigen Wikipedia immer auf der Jagd nach Unternehmen sind, die versuchen ihre Artikel zu “verbessern” und das Thema Manipulation von Wikipedia-Artikeln ständig aktuell ist, bot die Präsentation von Christophe Henner (Frankreich) einen spannenden Ansatz. Verkürzt: Er überzeugte Yamaha zur Darstellung der 50-jährigen Geschichte des Unternehmens ein eigenes Wiki anzulegen. Nach Fertigstellung wurden sämtliche Texte, Bilder, Zeichnungen und Dokumente unter Creative Commons-Lizenz gestellt und Wikipedia-Autoren hatten eine gute Quelle, um den Yamaha-Artikel nach Wikipedia-Regeln zu erstellen. Denkt drüber nach, dies könnte ein neuer Weg sein.

Für heute ist ein spannender Konferenztag zu Ende, aber die Gespräche gehen weiter…bis in die Nacht. Habe ich schon erwähnt, dass es gut ist, sich mitzuteilen? Kommunikation ist Motivation. Wir sollten öfter miteinander reden. Nicht nur in Haifa.

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